Wie Google Autohersteller unter Druck setzt
Google Maps hat sich mittlerweile zu einer ernstzunehmenden Alternative zu klassischen Navigationssystemen gemausert. Mit der App kann man in Echtzeit durch die Staus der Städte navigieren. Doch der kalifonische Tech-Konzern will mehr: einen smarten Sprachassistenten, der alle möglichen Funktionen im Auto erfüllen kann. Das führt zu Konflikten mit den Autoherstellern.
Google Maps: das Gratis-Navi
Google Maps kostet kein Geld - im Gegensatz zu den meisten Geräten. Da könnte man meinen, dass die Software weniger zu bieten hätte als die Konkurrenz. Doch das ist nicht der Fall. Zwar arbeitet es ebenso wie die klassischen Navis mit einem Global Positioning System (GPS). Aber es kann auch mehr. Denn der Google-Konzern hat Zugriff auf viel größere Datenmengen. Denn nicht nur Daten vom GPS werden verwendet. In die Positionsberechnung fließen auch Standort-Daten von vielen anderen Smartphones in der Umgebung mit ein.
Denn die App läuft auf einem Großteil der Mobiltelefone. Etwa 85 Prozent der Smartphones weltweit funktionieren mit dem Betriebssystem Android. Und das kommt in der Regel mit einer vorinstallierten Maps-App. Google gleicht all diese Daten miteinander ab. Dazu gehören unter anderem Informationen über das aktuelle Tempo anderer Verkehrsteilnehmer. So lassen sich Staus und Baustellen besser vorhersagen. Mittlerweile ist die App so ausgereift, dass sie sogar angeben kann, ob es am Zielort noch Parkplätze gibt.
Mercedes-Benz MBUX: smarte Technology aus Deutschland
Doch viele Autofahrer wünschen sich einen digitalen Assistenten, der noch viel mehr leistet. Die neue Mercedes A-Klasse ist da schon sehr weit. Wenn jemand im Auto die Worte „Hey Mercedes“ sagt, meldet sich eine digitale Assistentin und fragt, was sie für die Insassen tun kann. Zum Beispiel kann das System aktiv mit der Fahrzeugtechnik kommunizieren. Es bedient die Klimaanlage ebenso wie das Licht im Innenraum. Die Insassen können den Wetterbericht abfragen oder sich Musik wünschen. Frühe Systeme verlangten noch die verbale Eingabe vorgeschriebener Sätze. Doch das aktuelle System erkennt – ähnlich wie Google Now, Apple Siri oder Amazon Alexa – auch inhaltsgleiche Varianten von Phrasen wie „Wie wird das Wetter morgen in München?“.
Mit diesen Innovationen zielt der Stuttgarter Konzern letztlich darauf, US-amerikanische Tech-Giganten wie Google aus dem Auto fernzuhalten. Denn der Google-Konzern möchte bereits seit Jahren enger mit den Autobauern zusammenarbeiten. Dadurch würde er in die Tiefen der Fahrzeugtechnik vordringen – und auch dort Massen von Daten sammeln können. Die wollen die Autobauer aber eigentlich selbst auswerten.
Google hat ein verlockendes Angebot
Doch nicht alle lassen sich davon abschrecken. Eine Allianz aus Mitsubishi, Renault und Nissan gab im September eine erweiterte Kooperation mit Google bekannt. Bereits ab 2021 wollen die alle Modelle mit einem intelligenten Infotainment-System ausstatten. In dem sollen dann neben Google Maps, dem Google Play Store und dem Google Assistenten auch zahlreiche neue Dienste zu finden sein. Als Betriebssystem wird Android Auto dienen.
Die Kalifornier wollen mit smarter Technologie im Fahrzeug unbedingt den Ton angeben. Denn der Konkurrent Amazon hat seinen Vorsprung bei Sprachassistenten im Haushalt längst massiv ausgebaut. Branchen-Experten nehmen deshalb an, dass Google seine neuen Android-Dienste für Autohersteller zu einem günstigen Preis zur Verfügung stellen wird. Das könnte attraktiv sein für Volumenhersteller, die günstige Autos auf den Markt bringen und in ihrem Preissegment einen erbitterten Wettbewerb aushalten müssen. Doch wenn das Projekt in dieser Form umgesetzt wird, gibt die Autobauer-Allianz die Kundenschnittstelle aus der Hand. Das würde ihre Machtposition gegenüber Google erheblich schwächen. Doch die Nachfrage ist da. Insbesondere jüngere Käufer könnten sich für solche Vernetzungsdienste interessieren, deren Bedienung sie vom Smartphone her bereits kennen. Für diese Gruppe ist eine Mercedes A-Klasse mit MBUX kaum erschwinglich, die in der günstigsten Variante 35.000 Euro kostet.