Politik und Industrie investieren in Elektromobilität
Politik und Autobranche setzen verstärkt auf Elektroantriebe: Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfgesellschaft Ernst & Young investierten die größten Automobilkonzerne 2018 rund 8,4 Milliarden Euro in Elektromobilität – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Bundesregierung plant derweil, Hybrid- und Elektroautos weiterhin zu bezuschussen.
Deutsche Hersteller liegen vorn
16 Automobilhersteller hat Ernest und Young analysiert, darunter die deutschen Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen. Das Ergebnis: Zwar sind die Investitionen tendenziell zum Vorjahr von rund 26,7 auf etwa 22,4 Milliarden Euro gesunken, in Elektroantriebe fließt aber zunehmend Geld. Deutsche Hersteller sind dabei mit Abstand die größten Investoren weltweit – wichtigster Investitionsstandort ist aber China. Dahinter folgen Deutschland, Frankreich, die USA und Indien. Insgesamt ist die Zahl der Investitionen stark rückläufig: Wurden 2017 noch mehr als 11 Milliarden in den Wirtschaftsstandort Deutschland investiert, waren es 2018 nur knapp 1,3 Milliarden – der niedrigste Stand seit 2013. Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf ortsgebundene Investitionsprojekte, also etwa neue oder modernisierte Fabriken. Forschungs- und Entwicklungskosten wurden nicht berücksichtigt.
Umweltprämie verlängert
Die Bemühungen der Bundesregierung, Elektromobilität weiter zu fördern, haben derweil weitaus geringeren Erfolg als erhofft. Wirtschaftsminister Peter Altmaier kündigte Ende Mai an, die Kaufprämie für Elektroautos bis Ende 2020 zu verlängern. Bis zu 4000 Euro Bonus bekommen Käufer eines E-Autos, eine Erhöhung der Fördersumme ist nicht geplant. Die Umweltprämie, die auch Hybridautos fördert, war bisher weniger effektiv als erwartet: Zwar steigt die Zahl der vergebenen Förderungen – mit rund 113.993 Anträgen (Stand Mai 2019) liegt das Ausmaß allerdings weiter unter der Prognose der Bundesregierung. Ursprünglich war es Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos in Deutschland auf die Straße zu bringen. Derzeit sind mehr als 80.000 reine Elektrofahrzeuge in der Bundesrepublik zugelassen.
Ladestationen fehlen
Grund für die Umsatzflaute sind die noch immer spärlich gesäten Lademöglichkeiten für E-Automobile. Auch lange Ladezeiten schrecken Verbraucher ab. Hier sind nicht nur Subventionen für Autohersteller, sondern vor allem Milliardeninvestitionen in ein dichtes Netz an Ladestationen notwendig. Solange das Interesse an E-Autos von Seiten der Bürger gering bleibt, ist das aber schwer durchzusetzen. Zurzeit gibt es in Deutschland knapp 15.000 Ladestationen, zwei Drittel davon verfügen über eine beschleunigte Ladegeschwindigkeit. Das entspricht etwa der Zahl von Tankstellen in Deutschland – im Gegensatz zum Tanken mit Diesel und Benzin dauert die Ladung allerdings zwischen einer halben und vier Stunden. Hinzu kommt, dass öfter geladen als getankt werden muss: Zwar machen die Hersteller in der Reichweite der E-Autos Fortschritte: Diese liegt aber bei den meisten Modellen mit 400 km noch deutlich unter der Reichweite einer Tankfüllung.
E-Autos sollen Emissionen reduzieren
Hintergrund der Förderungen sind die Klimaschutzziele von Bundesregierung und EU. Treibhausgasemissionen in Deutschland sollen im Vergleich zu 1990 bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 55 Prozent und bis 2050 um bis zu 95 Prozent reduziert werden. Derzeit ist der Sektor Verkehr der drittgrößte Verursacher von Abgasen. Einigkeit, dass die E-Autos eine angemessene Lösung darstellen, besteht aber nicht: Die Bewertung der Emissionen von E-Autos mit null Gramm ist irreführend, da bei der Stromproduktion ebenfalls Abgase entstehen. Einige sehen die Zukunft daher eher in einer Effizienzsteigerung von Diesel- und Benzinmotoren. Befürworter von Elektroantrieben hoffen dagegen auf einen weiterwachsenden Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix.
Drohende Netzüberlastungen umstritten
Darüber, ob es bei einem vollständigen Umstieg auf E-Autos zu Netzüberlastungen kommen würde, sind sich Forscher derzeit noch uneins: Für den Fall, dass sich der Anteil an E-Autos weiter erhöht, rechnen Wissenschaftler der TU München und Wyman mit einer Überforderung des Netzes in weniger als zehn Jahren. Eine neue Studie ist hingegen optimistischer. Experten von Eon und Consentec gehen davon aus, dass bei einer Ausweitung der Lademöglichkeiten nicht alle Fahrer ihr Auto nach Feierabend laden, sondern über den Tag verteilt. Unter dieser Annahme wäre selbst ein Umstieg auf 100 Prozent Elektroautos in 25 Jahren kein Problem.