Audi E-Tron
Audi setzt in Sachen Elektromobilität auf hochklassige Fahrzeuge, die dem mächtigen US-Konkurrenten Tesla die Stirn bieten sollen. Der E-Tron ist das Ergebnis einer komplexen Zusammenarbeit von Audi und Porsche. Der SUV E-Tron quattro wird bereits in Serie produziert, der Sportwagen E-Tron Gran Turismo soll 2021 folgen.
Mit dem Elektromotor durch den Wüstensand
Anfang Dezember präsentierte Audi seinen neuen Stromer. Dazu hatte der deutsche Hersteller eine besondere Kulisse gewählt und internationale Fachjournalisten in die Vereinigten Arabischen Emirate eingeladen. Die Pressevertreter konnten sich in der Hauptstadt des Emirats ans Steuer des Wagens setzen und nach Masdar City fahren. Diese Planstadt ist ein ambitioniertes Öko-Vorzeigprojekt. Nach ihrer Fertigstellung soll die Universitätsstadt vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden und CO2-neutral sein. „In Masdar City trifft die Mobilität der Zukunft auf das Leben in den Städten der Zukunft – emissionsfrei, ökologisch und nachhaltig“, sagte Peter Oberndorfer, Audis Leiter Kommunikation Produkt und Technologie, gegenüber Pressevertretern.
Die Teststrecke umfasste schwierige Gelände wie Sandpisten und Schotter. Dort konnte der Allradantrieb seine Stärken zeigen. Das smarte System ist vernetzt mit einer Elektronischen Stabilisierungskontrolle, die sich ausschalten lässt, und einem serienmäßigen Fahrdynamiksystem. Per Tatendruck erhöht der e-tron seine Bodenfreiheit um fünf Zentimeter. Und auf der Autobahn kann er die Karosserie um 2,5 Zentimeter absenken. Die Journalisten fuhren auch zum Berg Dschabal Hafit. Hier konnte der Stromer die Leistung seines Rekuperationssystems unter Beweis stellen. Das wandelt die Bewegungsenergie beim Abbremsen in nutzbare Energie um. Bei herkömmlichen Antrieben entsteht durch das Abbremsen Wärme, die nicht nutzbar ist. Das Rekuperationssystem hingegen erhöht die Reichweite des Elektrowagens. In der Bremsphase arbeiten die E-Maschinen als Generator und produzieren Energie. Vor allem im Stadtverkehr ist das ein großer Vorteil.
Das Herzstück des Wagens bildet die Premium Platform Electric (PPE), die Audi gemeinsam mit Porsche entwickelt. Beim Design des neuen Elektro-SUV hat Audi jedoch wenig Innovation gewagt. Zum Beispiel verzichtete man darauf, den Fahrgastraum nach vorn zu ziehen. Jaguar hat mit einem solchen Cap-Forward-Design den Innenraum seines i-Pace erheblich vergrößern können. Allerdings ist das Design auch teilweise auf Skepsis gestoßen. Der Audi E-Tron quattro orientiert sich stark am klassischen Audi-Design. Die zwei Elektromotoren bringen zusammen eine Leistung von 300 Kilowatt beziehungsweise 408 PS. Die Spitzengeschwindigkeit ist begrenzt auf 200 Stundenkilometer.
Sportlich: der Audi E-Tron Gran Turismo
Wer einen schnelleren Elektro-Audi fahren möchte, muss sich noch bis mindestens 2020 gedulden. Dann soll der E-Tron Gran Turismo auf den Markt kommen. Die 434 Kilowatt Leistung des E-Tron GT entsprechen 590 Pferdestärken. Laut Hersteller soll er in zirka zwölf Sekunden 200 Kilometer pro Stunde beschleunigen können. Der sportliche Stromer bietet einen niedrigen Schwerpunkt und, wie der SUV, einen dauerhaften Quattro-Modus. Die Maximalgeschwindigkeit wurde begrenzt auf 240 km/h, um die Reichweite zu erhöhen. In seinem Marktsegment steht das Modell in direkter Konkurrenz zum Tesla Model S. Aber auch zum Taycan von Porsche, der ebenfalls mit PPE ausgestattet ist und 2020 in Serie gehen soll.
Der Innenraum des Audi E-Tron GT ist mit nachhaltigen Materialien gestaltet. Statt tierischem Luder wurde hochwertiges Kunstleder verwendet. Der Bodenteppich ist aus einer Recyclingfaser gefertigt, die aus gebrauchten Fischernetzen gemacht wurde. Sitze, Auflagen und Konsole sind mit textilen Materialien verkleidet. Eine 800-Volt-Technik beschleunigt das Laden der Batterien. In weniger als zwanzig Minuten soll es möglich sein, den Akku um 80 Prozent aufzuladen. Außerdem unterstützt das Modell induktives Laden. Der Wagen kann kabellos über eine spezielle Ladeplatte aufgeladen werden.
Braucht man denn überhaupt viel Reichweite?
Die Akkuleistung ist generell weiterhin ein großes Problem bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Mitunter wird argumentiert, dass Reichweite im Alltag auch keine große Rolle spiele. Schließlich müsse ein Auto im Stadtverkehr keine langen Strecken zurücklegen. Das ist zwar richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Denn die Käufer dieser Modelle wohnen zum großen Teil in Wohnungen in der Innenstadt. Dort verfügen sie nicht einmal über einen Parkplatz, geschweige denn über eine eigene Ladestation. Das Aufladen an einer der wenigen öffentlichen Stationen kann recht aufwändig sein. Solange es keine flächendeckend ausgebaute Infrastruktur gibt, werden daher auch diese Autokäufer einen Wagen mit hoher Reichweite bevorzugen, des Batterieladung für längere Zeit ausreicht.